Man sieht nur, was man kennt. Besser, man erkennt nur, was man weiß. Denn gesehen habe ich hier in Spanien schon im letzten Jahr diese kleinen, meist an öden Ortsausgängen gelegenen parkartigen Flächen, auf denen knallig in den spanischen Nationalfarben Rot und Gelb gestrichene eiserne Gebilde aus Rohren und Rädern stehen, deren tieferer Sinn sich mir jedoch nicht erschlossen hatte. Entfernt erinnern diese Gebilde an die Art fantasieloser, aber stets in bunten Farben gestrichener Spielgeräte, die man im sozialdemokratischen Deutschland der 70er Jahre bevorzugt in Vierteln des sozialen Wohnungsbaus zu so genannten Spielplätzen zusammen gestellt hat.

Spanien, das habe ich in den letzten Jahren gelernt, ist wunderschönes Land, in dem in den letzten zwanzig Jahren sehr viele unverzeihliche Hässlichkeiten mit einer unglaublichen Bauwut in die schönsten und unberührtesten Landschaften gestellt wurden. Ferienhaussiedlungen, Autobahnen, beides am besten hautnah nebeneinander, kitschige neoarabeske Pseudovillen, riesige, verwahrloste und oft ungenutzte Gewerbeflächen, die einst einmalige Aussichten verstellen – wie z.B. rund um die Stadt Granada – treiben einem oft genug die Tränen in die Augen. Da wären ein paar ungenutzte, mit denkbar kindungerechten Geräten versehene Spielplätze, die besonders in der Mittagshitze eine ignorante Menschenverachtung ausdünsten, eher belustigend gewesen.

Doch meine Einschätzung war weit gefehlt und zeugte statt dessen von Ignoranz und Vorurteilen. Man erkennt nur, was man weiß – erst seit ich kürzlich in einer spanischen Sparkasse, der Caja Granada, im Wartesessel saß und aus Langeweile zum dort ausgelegten Kundenmagazin der Bank griff, weiß ich, dass es sich hier nicht um missratene Spielplätze handelt. Es geht hier um nichts weniger als das Geheimnis der jüngsten sportlichen Erfolge Spaniens. Tatsächlich sind diese Plätze von der spanischen Sparkasse jeder Bankenkrise zum Trotz gesponserte Fitnessparks, die keineswegs nur Kindern, sondern allen Spanierinnen und Spaniern zur Verfügung stehen.

Wir, die webagentin und die journalistin, haben umgehend einen Ausflug ins benachbarte Capileira unternommen, wo uns ein solcher Park zuletzt aufgefallen war. Da wir nun Wissende sind, haben wir die Qualität der Einrichtung endlich erkannt. In diesen Fitnessparks liegt die Wiege des sportlichen Erfolgs Spaniens, des Landes, das als amtierender Welt- & Europameister sowohl im Fußball als auch im Basketball die ballvirtouoseste Nation Europas, wenn nicht gar der Welt ist. Mit diesen Gerätschaften investieren die Sparkassen in die Fitness des Landes – nichts weniger als Titel und Erfolge, Iker Casillas und Andrés Iniesta sind die Rendite. Wir haben z.B. den Torwarttrainer getestet und sind begeistert:

Nicht weniger überzeugend ist der Schusssimilator:

Erinnert sich noch jemand an die Trimm-Dich-Pfade der 70er Jahre? Wo sind diese geblieben? Vielleicht sollte Deutschland die verschüttete Trimm-Dich-Kultur wiederbeleben, denn: 1972 wurde die damalige BRD Fußball-Europameister, 1974 Fußball-Weltmeister – war dies die wahre sportliche Wiege eines Sepp Maiers und Gerd Müllers?

Spanien, Sport und Sparkassen

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