Kapitalismus ist out. Wer heute an die Börse geht, braucht für ein gutes Rating eine Botschaft und eine Berufung. Einer der genialsten Slogans in diesem Zusammenhang ist das Google-Motto don’t be evil. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat in seinem gestern veröffentlichten Brief an zukünftige Investoren sein Motto verkündet:
Simply put: we don’t build services to make money; we make money to build better services.
Facebook hat den Börsengang beantragt. Es wird voraussichtlich der größte Börsengang eines Internet-Unternehmens sein und aus den Zahlen, die Facebook sich durch den Börsengang erhofft, ergibt sich ein Unternehmenswert von geschätzten 100 Milliarden Dollar.
Faszination Facebook – Wachstum auf allen Ebenen
Es ist schwer sich als Facebook-Nutzerin nicht von all diesen Zahlen und der spekulativen Hysterie anstecken zu lassen, die den geplanten Börsengang begleiten. Fast 850 Millionen Nutzer heute, für August 2012 wird wohl die Zahl von 1 Milliarde erreicht werden, d.h. ein Siebtel der Weltbevölkerung wird dann einen Account bei Facebook haben. Gut die Hälfte dieser Menschen nutzt Facebook täglich – und das ist die eigentliche Stärke von Facebook. Facebook Nutzer sind keine Karteileichen, sie nutzen Facebook tatsächlich (in den USA) fast acht Stunden im Monat. Den größten Nutzer/innenzuwachs verzeichnet Facebook momentan in der Gruppe der über 50jährigen. Facebook wird also auch für die oft gut betuchten Silver Surfer ein wichtiger Anlaufpunkt im Netz, Facebook wird zum Familientreffpunkt. Was nützt es Facebook doof zu finden und sich Facebook zu verweigern, wenn alle anderen da sind?
Facebook und die Frauen
Auf der anderen Seite ist Facebook für viele junge Internet-Nutzer das Internet an sich. War und ist die Startseite der 30+jährigen meist Google, ist für viele Teenager Facebook der Internet-Einstieg, sie verlassen Facebook nicht oder nur via Links die von Facebook in das www und meist auch wieder zurück führen. Im Gegensatz zu vielen anderen Netzwerken und Angeboten liegt der Frauenanteil der Nutzerinnen bei Facebook besonders in westlichen Industrieländern bei 50%. Und es gehört zu den Gesetzen des Marktes, dass ein Produkt, eine Technologie oder eine Dienstleistung, die von Frauen genutzt, gekauft und akzeptiert werden, den Weg zum nachhaltigen Massenerfolg geebnet hat. Auch iPhone und iPad sind Beispiel dafür.
Facebook contra Google – gute Tools versus die ganze Welt aus einem Guss
Das alles macht es auch Hauptkonkurrent Google schwer, dem Siegeszug von Facebook etwas entgegen zu setzen. Google bietet sozusagen ein Rundum-Paket für die Internet-Nutzung an, von der Suche über das E-Mail-Programm, die Videoplattform, Reader, persönliche Startseite, Webstatistik, Bilderverwaltung, Kalender bis zur Online-Bürosoftware – komfortable Tools, aus denen der Nutzer auswählen kann, die er mal mehr, mal weniger intensiv nutzt. Facebook bietet hingegen eine ganze Welt. Wer Facebook als Drehscheibe für das Internet nutzt, trifft überall, auch auf externen Websites auf Freunde, wo immer er hinkommt, sind andere schon da. Facebook bringt über die Vernetzung seiner User zusammen, was nicht unbedingt zusammen gehört und schafft so Heimatgefühle im Internet.
Vor Jahren sprach man nach Stunden des Surfens, bei denen man das Ziel aus den Augen verloren hatte, sich von Link zu Link hangelte und am Ende zwar wesentlich mehr wusste als vorher, leider aber vergessen hatte, was, von lost in cyber space. Facebook hingegen verkündet die frohe Botschaft you’ll never surf alone.
Dazu passt, was Mark Zuckerberg in seinem gestrigen Brief an zukünftige Investoren schreibt:
Facebook was not originally created to be a company. It was built to accomplish a social mission — to make the world more open and connected.