Hauptstadtjouranlist/innen haben es, so ging es gestern durch Presse, wirklich nicht leicht. Auf Pressekonferenzen, in Gängen und Fluren bundesrelevanter Gebäude stehen sie sich tagtäglich die Beine in den Bauch und sammeln mühsam Informationen, die dem Rest der Menschheit verborgen blieben, würden Hauptstadtjournalisten sie nicht flink zu Zeitungsartikeln, Radio- oder Fernsehbeiträgen umwandeln. Seit geraumer Zeit aber kommt es vor, dass politische Funktionsträger und deren Sprecher ihre Informationen nicht mehr exklusiv an Journalisten weitergeben, sondern über die Social Media, allen voran Twitter, so verbreiten, dass die ganze Welt immer, überall und kostenlos darauf zugreifen kann. Sie machen Journalisten quasi überflüssig und gefährden damit einen ganzen Berufsstand. Tatsächlich könnte es sein, dass der Journalist als News- und Informations-Verbreiter bzw. Aufbereiter bald ausgedient hat. Angesichts der Social Media, Twitter, Blogs und Newsportale muss sich der Journalismus schon länger neu erfinden.
Ebenfalls gestern zeigte Golineh Atai, Redakteurin beim Frühstücksfernsehen der ARD und regelmäßig Kommentatorin bei den ARD-tagesthemen, wie Journalismus in Zeiten von Web2.0 aussehen kann. Ihr Kommentar zum Islam in Deutschland war so elegant subjektiv, intelligent und unterhaltsam erzählt, wie man es in den tagesthemen selten zu hören bekommt. Das klang eher wie ein richtig guter Blogpost, wo Sachlichkeit und Engagement, News und Unterhaltung sich nicht ausschließen. So könnte Journalismus 2.0 beispielsweise ausssehen.
Zumindest noch ein paar Tage lässt sich der Kommentar in der ARD Mediathek ansehen – am besten bei knapp 11 Minuten einsteigen, um direkt zum Atai-Kommentar zu springen.