Die Berichterstattung über die Verhandlungen zur Frauenquote in DAX-Unternehmen

Als Kanzleramtsminister Roland Profalla vor zwei Wochen gegen Wolfgang Bosbach pöbelte, in wüsten Beschimpfungen verbal entgleiste und Bundestagspräsident Norbert Lammert heftig angegriffen wurde, weil er Euro-Rettungsschirm-Gegnern aus der CDU ein Rederecht einräumte, waren die Medien voll von diesen Ereignissen. Von Verbalattacken, Streit, Entgleisung und vulgären Pöbeleien sprachen die Medien. Wirtshaus. Wo Männer streiten.

Heute sitzen drei Ministerinnen zusammen an einem Verhandlungstisch mit Vertretern (ohne /innen) der Wirtschaft an einem Tisch und sind sich nicht einig darüber, wie es zu bewerkstelligen ist, die vielen extrem qualifizierten und kompetenten Frauen, die es hierzulande gibt, in die Führungspositionen zu bringen, die nicht nur angemessen wären, sondern wahrscheinlich auch den Erfolg der betroffenen Unternehmen steigern würden (siehe Studie von McKinsey, die schon 2008 feststellte, dass Unternehmen mit mehr Frauen in den höchsten Positionen erfolgreicher sind als andere). Drei Ministerinnen an einem Tisch und welche Schlagzeile findet die Presse? Hart aber fair? Streit? Ministerinnen uneins über Quote? Scharfe Attacken von von der Leyen gegen Schröder? Oh nein. Drei Ministerinnen an einem Tisch, das ist: Amtliches Gezicke. Der Grund:

Überhaupt ist jede der drei Frauen zuständig. Sie beginnen ihre Sätze mit „ich“, sie sprechen von „meinen Vorschlägen“, sie halten sich jeweils für „federführend“ und sie reden direkt mit dem Publikum, nie unter- oder miteinander.

Und? Haben wir je anderes erlebt, wenn drei Minister an einem Tisch saßen?

Auch wenn man das seit Jahren absteigende Medium stern nicht überbewerten sollte, lautet meine Prognose: Noch länger als bis zur Erreichung der angestrebten (zumindest von von der Leyen) 30% Frauen in Vorständen wird es dauern bis die deutschen Leitmedien basale journalistische Grundsätze auch dann anzuwenden fähig sind, wenn sie über Frauen berichten. Wobei es kaum darauf ankommt, ob es Journalistinnen oder Journalisten sind, die berichten.

Deutsche Leitmedien in der Zickenfalle
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