Ich bin in Taiwan um Taiji zu lernen. Um so gut Taiji zu lernen und zu verstehen, dass ich es selbst auch unterrichten kann, auch webagentinnen möchten manchmal mehr als ein Standbein. Dafür besuche ich hier in Taipei ein Taiji-Schule, den Yen-nien Daoguan. Der Stil, den ich dort lerne, nennt sich Yangjia Michuan Taijiquan, 楊家秘傳拳架班, aber das ist eine andere Geschichte.
25 Stunden in der Woche lerne ich vier Monate lang Taiji: den ersten, zweiten und dritten Teil der Form, Tuishou, also Pushhands, Fächerform, Schwerttechniken und dazu jede Menge Grundübungen vom einfachen nach vorne und zur Seite beugen bis zum Niederhocken mit geschlossenen Füßen und diversen Varianten im Halbspagat, Stehübungen, Grundtechniken und immer wieder Atmen, Atmen, Atmen. Das alles ist verteilt auf diverse Kurse und Einzelunterricht. Die Leiterin und wichtigste Lehrerin der Schule, des Daoguan, ist Shumei Zhuang. Shumei ist klein, verfügt im Daoguan über eine untastbare Autorität und besteht dort, wo bei anderen Menschen Knochen und Gelenke sind, aus Gummi. Sie hat eine Reibeisenstimme, was ihr für meine Ohren etwas leicht Verwegenes verleiht und in schönem kleinen Kontrast zu der so ruhigen Atmosphäre im Daoguan steht.
Wobei Ruhe mehr atmosphärisch als wörtlich zu verstehen ist. Der Daoguan befindet sich in einer außerordentlich belebten und befahrenen Straße und liegt dort im ersten Stock eines Hauses, in dessen Erdgeschoss mindestens eine Garküche beheimatet ist. Die Fenster des Daoguan sind immer geöffnet. Der Geräuschpegel im Raum entspricht meist etwa dem des Alexanderplatzes zur Rush Hour. Ab morgens um halb neun ziehen zudem Schwaden von Essensgerüchen, Frittiertes, Gekochtes und der ewige Nudelsuppengeruch durch den Unterrichtsraum – um im Berlin-Bild zu bleiben entspräche das olfaktorisch einem Asia-Imbiss um die Mittagszeit.
Zuerst dachte ich, das kann nicht ernsthaft jeden Tag so sein, das treibt einen doch in den Wahnsinn.
Falsch. Es ist jeden Tag so und niemand wird wahnsinnig.
Es ist ganz einfach so und es lässt sich nicht ändern – damit ist es fast so, wie wenn es nicht wäre, weil, was sich nicht verändern lässt, der Aufmerksamkeit nicht wert ist. Einfach, oder? Dann ist es doch besser sich dem zu widmen, was sich verändern lässt – die Form immer besser laufen, immer tiefer niederhocken, den Atem immer ruhiger fließen lassen, die Bewegungen immer harmonischer zu timen und ja, das Qi schön fließen und sprudeln zu lassen. In Zweifelsfall lässt es sich so noch besser üben die Konzentration zu sammeln und zu bündeln.
Ich füge mich. Noch nicht taoistisch, aber schon ein wenig stoisch. Doch ich riech sie noch, die Nudelsuppe…
Das lässt mich mal wieder zweifeln, ob es mir in Asien gefallen würde. Eigentlich will ich ja auch unbedingt mal hin.
Der Roman „One for my baby“ von Tony Parsons beschreibt u. a. Taiji/Tai Chi so schön, dass ich das auch mal probiere wollte. Das Ergebnis war dann in einer Probestunden nicht so gut. (Eher so: geh tanzen!)
Aber die Romanempfehlung könnte Dir helfen, Schüler zu gewinnen.
Vielleicht ist Berlin ja wirklich viel ruhiger?
Viel Spaß weiterhin!
Danke für den Literaturtipp, kannte ich noch nicht! Wenn du Tanzen möchtest, wärst du hier übrigens auch ganz richtig, tanzen ist absolut hipp und wird in allen Parks und unter Brücken höchst professionell praktiziert.
Ehrlich: Ein ganz klein wenig habe ich mit dem Lärm übertrieben, aber Berlin ist tatsächlich ruhiger, wobei sich das nur schwer vergleichen lässt.
Und eine Probestunde Taiji ist nun auch ein bisschen wenig um auf den Geschmack zu kommen, oder?
Ach, was tanzen sie denn unter Brücken? Welche Musik, welcher Stil?
Ich finde eine Probestunde schon ziemlich intensives Ausprobieren. Wenn man allerdings Chinesen im Fernsehen in ihren Parks sieht, dann machen sie das Taiji sehr viel schneller als in dieser Schule, wo ich da war. Das war extremst langsam.
Ja dann lies mal das Buch. Eine sehr schöne Hongkong-Geschichte. Der Mann twittert auch, hab ich gestern gesehen.
I studied the thirteen postures under two students of Master Wang Yan-nian and then later with Wang himself in Taiwan more than 20 years ago, and today I found this site while looking for information to help me to remember how to do the form. I am planning to relearn the form in order to draw relaxed and focused strength in a stance in growing stress and anxiety that have invaded my mindset for a while. In the many years since learning the form, I have retained a fairly entrenched notion of the positions and transitions, but having forgotten the actual form itself, I feel that my descipline to pursue daily practice has drastically waned.
If you want more information about the Yangjia Michuan Taijiquan you can visit the official site http://www.ymti.org. There are some training groups all over the world – perhaps by accident you are happy and find one next to your place….
Thanx for the link. The woman on the far right, Julie Fairchild, was my second teacher. She picked up the class from another one of Wang’s senior foreign students (and a party buddy of mine) set up the class with the inital basic positions and transition movements. Julie then taught us the 13 Postures. That was all in 1977-78. I actually sitll live in Taiwan although I am originally from Portland, Oregon. So, yeah, there are places hereabouts where I can join up in a course.
Ah, that’s interesting. Julia ist now living in Italy and regualary offering workshops. Do you live in Taipei? So you might even go to the Daoguan 2F, 32 Fuguo Road -if it is not to far. Shumei, the leader of the school, ist a great teacher – I have been there in spring/summer for 4 month and learned so much!
Thanx for the update on Julie. I didn’t know that. Yeah, I know about the daoguan up near Tienmu. If I get my focus and take the time, I will look for Shumei and hopefully get back in the game. And if you ever see Ms. Fairchild, tell her that Doug Ellsworth says hello. Cheers, Douglas.
I will. And yes, get back in the game. It’s great fun and feels so good in body and mind. Cheers, Silke
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