bluetooth Corona-app

Funksignal, GPS & Bluetooth und Corona Apps

Die ganze Welt entwickelt gerade Corona Tracing Apps. Ich meine damit nicht die Apps, die eine nachweislich infizierte Person oder eine Person in Quarantäne überwachen. Dafür braucht es nämlich keine spezielle App, sondern nur die Nummer des zu überwachenden Smartphones oder Handys – funktioniert auch mit dem uralten Nokia.

Funksignal

Genutzt wird dazu das Funksignal des Mobilfunks. Zur Erinnerung – die ganze Welt ist mit Funkmasten versehen, mal dichter, mal weniger dicht. Wenn ich „Netz habe“ heißt das, mein Handy hat sich an einem Masten eingeloggt, wird registriert. Somit wird auch jedes Telefonat registriert.

Das sind die Daten, die sowieso von den Netzbetreibern gespeichert werden und die Kern der Vorratsdatenspeicherung sind.

Ohne einen gewissen Speicherzeitraum dieser Daten kann meine Netzbetreiberin mir keine Rechnung erstellen und kann ich die Rechnung nicht nachvollziehen. Mit diesen Daten wird auch der Einzelverbindungsnachweis erstellt.

Möchte ich das nicht, muss ich mein Handy zuhause lassen.

Die per Funkmast (Basisstation) gespeicherten Daten werden dann momentan in einigen Ländern genutzt um permanent zu überwachen, ob Quarantäneregeln eingehalten werden. Darüber, mit dem ich Kontakt habe, geben diese Daten wenig Auskunft, weil sie viel zu ungenau sind.

GPS

Die Genauigkeit der Daten der Funkmasten hängt von der Entfernung des einen Funkmasten zum anderen ab. Auf dem Land habe ich somit teilweise einen kilometergroßen Radius, in der Stadt ist die Genauigkeit wesentlich höher, meist zwischen unter 100 und mehreren 100 Metern.

Wesentlich genauer wird es mit GPS. Einige Länder nutzen auch GPS (Global Positioning System) zur Positionsbestimmung.

Dafür werden die genauen Koordinaten auf dem Längen- und Breitengrad mithilfe eines weltumspannenden Satellitensystems.

Tatsächlich wird dabei nicht das Handy, sondern die SIM-Karte geortet. Deswegen können auch alte Handys, die gar nicht smart sind und keine Maps-Funktion haben, via GPS geortet werden. Die Genauigkeit liegt dabei zwischen 5 und 10 Metern.

Wer das nicht möchte, lässt sein Handy zuhause.

Das reicht, um eine Person zu finden oder ein verlorenes Handy. Aber es genügt nicht, um eine Corona-App sinnvoll zu betreiben, die darüber informiert, wer mit einer infizierten Person so nahen und intensiven Kontakt hatte, dass eine Ansteckung möglich war.

Bluetooth

Hier kommt Bluetooth ins Spiel. Mit Bluetooth kommunizieren Smartphones ohne Basisstation oder Satellitennetz miteinander. Es handelt sich also um eine dezentrale Kommunikation. D.h., da funkt ein Handy das andere direkt an, es braucht kein Netz, keine SIM-Karte. Das Signal reicht max. im Schnitt bis 10m.

Und Bluetooth kann die Entfernung zum anderen Gerät genau messen, zentimetergenau.

Für Tracing Apps kommt somit nur Bluetooth in Frage. Dafür muss Bluetooth auf meinem Handy eingeschaltet sein. Damit die App wirklich Sinn macht, sollte ich das Handy dann immer in meiner Hosentasche haben. Denn schon eine auf dem Stuhl nebenan abgelegte Handtasche oder aufgehängte Jacke verfälscht das Ergebniss ggf.

Wenn ich das sowieso nicht möchte, installiere ich die App einfach nicht und/oder schalte Bluetooth aus.

Denn die Nutzung App wird selbstverständlich freiwillig sein. Wir sind hier ja nicht in China.

Die App ist kein Corona-Messias

Damit die App wirklich einen breiten Nutzen hat, müssen möglichst viele sie installieren, müssen ihr Handy mit sich führen und nicht zu weit von sich entfernt ablegen. Mein Akku darf nicht im falschen Moment versagen.

Und Aktionen wie die des Künstlers Simon Weckert, der mit 99 Smartphones mit eingeschaltetem GPS Google Maps zu falschen Staumeldungen zwang, wären dann weniger witzig. Ebenso Menschen, die mal ausprobieren, was passiert, wenn sie sich als infiziert melden.

Je länger ich nachdenke, desto mehr Fragen stellen sich mir:

  • Wäre das Vortäuschen einer Infektion dann strafbar?
  • Sollen auch Kinder die App bekomen?
  • Was, wenn so eine App mit jeden Tag meldet, ich könnte infiziert sein?
  • Wie sicher sind die Daten?
  • Wie können falsche Verdächtigungen ausgeschlossen werden?
  • …?

Zugegeben, zu Beginn der Pandemie dachte ich, vergiss den Datenschutz einfach mal für einige Wochen, eine App wäre doch die Lösung des Problems!

Inzwischen denke ich, eine App kann ein Puzzleteil sein, ist aber noch nicht einmal ein Meilenstein. Und dann bleibt wieder:

Hände waschen | Abstand halten | gute Atemschutzmasken für alle | Geduld | Testen Testen Testen | ein gut funktionierendes Gesundheitssystem

Aber dafür habe ich jetzt den Unterschied zwischen Basisstation, GPS und Bluetooth verstanden und für euch aufgeschrieben.

Karte Funkmasten in Deutschland: https://emf3.bundesnetzagentur.de/karte/default.aspx

Informativ – nzz über Taiwans Corona-Überwachung:
https://www.nzz.ch/technologie/wie-taiwans-handy-ueberwachung-funktioniert-ld.1551839

So fern und doch so nah
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