Virgina Rometty wird ab 1. Oktober alleinige Chefin und Vorsitzende des Verwaltungsrates von IBM, schon seit Juli steht bei Yahoo Marissa Mayer an der Spitze. Sie war zuvor Vize-Präsidentin von Google und war, als sie zu Yahoo wechselte, im 6. Monat schwanger. Weder sie noch der Konzern sahen darin ein Problem. Hewlett Packard wird mit Meg Whitman ebenfalls von einer Frau geführt. Meg Whitman hat zwei Kinder. Die USA sind nun wahrhaftig nicht das Eldorado der Frauenförderung und eine Quote ist dort eher undenkbar.

Frauen in deutschen Großunternehmen

Das einzige DAXnotierte Unternehmen Deutschlands, das – seit 2004 – von einer Frau geführt wird, ist die SKW Metallurgie. Die Chefin, Ines Kolmsee, ist heute 42 und dreifache Mutter. An den Kindern liegt es also nicht unbedingt, wenn die ganz großen deutschen Unternehmen noch immer einen katastrophal niedrigen Frauenanteil in den Führungsetagen haben.

In Deutschland liegt der Anteil der Informatikstudentinnen bei 17%, in der Türkei bei ca. 40%, auch romanische und sogar arabische Länder, von Skandinavien ganz zu schweigen, haben hier wesentlich höhere Frauenanteile. Die wenigen Informatikstudentinnen, die es gibt, machen im Schnitt wesentlich bessere Abschlüsse als männliche Studierende. Karriere in der IT machen dann wiederum hauptsächlich Männer. Das liegt, so Susanne Albers, Professorin für Informatik an der Humboldt-Universität in Berlin, auch an den Frauen selbst, die sich oft bereitwillig mit weniger zufrieden geben – andererseits wird von Frauen auch gesellschaftlich nicht eingefordert, dass sie Karriere machen. Damit fällt ein großer Motivationsfaktor für den Weg nach ganz oben weg.

Aufstieg durch Nadelöhre und die Schere im Kopf

In führenden Wirtschaftkreisen, so heißt es, gibt es einen Wettkampf um die wenigen Frauen, die aus technischen Studiengängen kommen. Ein technischer Studiengang ist nicht unbedingt Voraussetzung, um in einem IT- oder einem anderen technikorientierten Unternehmen Karriere zu machen, ist aber eine Möglichkeit des Einstiegs auf eine Karriereleiter, die nach ganz oben führt.

In Deutschland hapert es offensichtlich an vielen Stellen und der berufliche Aufstieg von Frauen in die Chefetagen großer Unternhehmen ist mit vielen Nadelöhren gespickt. Mir scheint, es ist eine europa- oder sogar weltweit einzigartige und extrem lähmend wirkende Mixtur aus Erziehung (Eltern, Stichwort Wertevermittlung), Schule (Werte und Didaktik), gesellschaftlichem Ansehen (Stichwort Rabenmutter) bzw. Abwertung, Strukturen des Bildungssystems und persönlichem Wertesystem in den Köpfen von Frauen (und ihren Partnern), die Frauen von der Top-Karriere abhält.

Und mir scheint, wäre diese Mixtur nicht durch die Wende 1989 und den nachfolgenden Jahren auf gründlich durcheinander geraten und zeitweise mit ganz anderen Zutaten gebraut worden, hätten wir heute auch keine Bundeskanzlerin.

Leicht verwässert hat sich jedoch die alte Mixtur wieder durch gesetzt. Die Quote allein reicht da als Gegengift bei Weitem nicht aus.

 

IBM jetzt frauengeführt – Deutschland und das Elend mit den Führungsfrauen
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