Foto von Marcus Aurelius: https://www.pexels.com/de-de/foto/gesund-frau-entspannung-verwischen-6787218/

Achtsamkeit, Mindfulness … kann man’s noch hören? Dazu junge Menschen, gerne in überdehnten Yoga-Asanas am Strand. Als sei das die Pause und Pose, die wir alle einnehmen, wenn der Stress uns einholt. Trotzdem brauchen wir sie . Ein erster Text in einer Reihe zum Thema Digitale Achtsamkeit und vielem, was dazugehört.

Nur mal so eben und nebenher

Während ich dieses schreibe, habe ich gleichzeitig mein FTP-Programm im Blick, das ein Paket von Daten löschen soll, damit ich gleich darauf andere Daten hochladen kann. So praktisch, weil das nebenher läuft, während ich schreibe. Und ich warte auf Rückmeldung aus dem wordpress.org-Forum auf meine Frage zu einem hartnäckigen White Screen of Death. Kann ja nicht schaden, nachzuschauen, dann kann ich die Lösung schon einmal im Kopf bewegen. Und dann warte ich noch auf die E-Mail-Bestätigung einer Online-Registrierung. Kann ja nicht schaden, dafür hin und wieder in den Mail-Account zu schauen. Und hin und wieder checke ich auf dem Smartphone, ob das zuletzt von mir gepostete Foto noch mehr Likes bekommen hat.

Geht’s noch?

Ich glaube, hier hackt’s! Seit über 25 Jahren ist mein Arbeitsplatz vor allem digital, ob ich …

  • unterrichte – digitale Themen, schon lange auch und in den letzten Jahren vor allem via Zoom o.ä.
  • recherchiere und schreibe – Themen und Skripte für Workshops und Seminare
  • Websites erstelle, aktualisiere oder fixe – WordPress vor allem, verbunden mit gleichfalls immer digitaler Recherche
  • kommuniziere – mit Kund:innen, Freund:innen: Programmierer:innen
  • einkaufe – Hardware, Software, Konferenz-Ausstattung
  • aquiriere – über Social Media oder meinen Newsletter
  • bespreche – seit Corona finden Besprechungen mit Kund:innen vor allem über Zoom statt

Unkonzentriert und schlecht gelaunt

Und irgendwann habe ich bemerkt, dass ich unkonzentriert arbeite. Ich brauche länger, um Lösungen zu recherchieren, beim Lesen von – digitalen – Texten schweife ich ab. Ich bin vergesslicher und bei Zoom-Konferenzen bemerke ich, wie meine Aufmerksamkeit schwindet oder sich anderen Themen zuwendet. Erst dachte ich, puh, kein Wunder nach so langer Zeit und älter bist du ja auch geworden.

Und dann die schlechte Laune. Normalerweise stehe ich gerne morgens auf, ich gehe gerne an meinen Schreibtisch. Eine Liste mit ToDos für den Tag abzuarbeiten empfinde ich als befriedigend. Kommunikation mit Kund:innen macht mir Spaß. Lösungen für knifflige technische Probleme zu finden, ist mir eine Freude. Aber wenn ich fünf ToDos gleichzeitig bearbeite und um die Mittagszeit keinen Punkt wirklich gänzlich abgearbeitet habe, kriecht mir die schlechte Laune ins Genick. Ich werde genervt und unzufrieden. Mein Nacken spannt sich an, die Schultern kleben fast an den Ohren und ein brennender Schmerz breitet sich unterm rechten Schulterblatt aus.

Multitasking ist Blödsinn

Es hat eine Weile gedauert, bis ich realisiert habe, dass ich in genau die Falle gelaufen bin, vor der ich andere immer gerne gewarnt habe: Da Computer Multitasking so wunderbar beherrschen und -zig Aufgaben gleichzeitig abarbeiten können, habe ich angefangen, es dem Computer gleichtun zu wollen und bin Aufgaben nebeneinander statt hintereinander angegangen. Das Ergebnis war ein einziges Durcheinander.

Menschen können kein wirkliches Multitasking, das ist vielfach erwiesen und belegt. Dennoch ist es schwer, der Verlockung zu widerstehen. Und digitales Arbeiten verlockt dazu, Fehler zu machen und Situationen von Überforderung zu produzieren – obwohl wir es eigentlich besser wissen müssten

Ich wäre aber nicht die webagentin, würde ich nicht auch aus meinen Fehlern eine Weiterbildung machen.

Seit Jahren gebe ich Kurse, Einzel-Coachings und Seminare in Taiji, Qigong und Meditation. Wenn also sogar ich sehenden Auges und völlig betriebsblind in die Multitasking-Sackgasse renne, am Schreibtisch einfriere, statt einfache körperliche Übungen zur Lockerung von Schultern und Nacken zu machen, wenn sogar ich meinen Fokus in alle Richtungen zerstiebe, anstatt tief durchzuatmen und eine Aufgabe nach der anderen anzugehen, wenn auch ich anfange, völlig unSMART Aufgaben zu verschleppen, anstatt meine Zeitpläne realistischer zu gestalten – dann müssen 1000 andere dieses Problem auch haben.

Und so habe ich Digitale Achtsamkeit, Persönliche Arbeitsplanung, Disziplin nicht nur beim Arbeiten, sondern auch beim Einlegen von Pausen, Tools und Techniken zum Halten des Fokus, aber auch effiziente digitale Vernetzung ohne Verzettelung und nicht zuletzt auch Mental Health zu meinen neuen (Themen gemacht.

Anfang November durfte ich auf der Jahreshauptversammlung der BücherFrauen mit einem Impuls-Vortrag samt praktischer Übungen zum Thema Mental Health meine neuen Themenschwerpunkte öffentlich vorstellen. Das hat großen Spaß gemacht und das Feedback hat mich sehr darin bestärkt, dass diese Themen nicht nur relevant, sondern fast schon brisant sind.

Ist Achtsamkeit ein Tool im Köcher der Selbstoptimierung?

Relevant ist Thema Mental Health, es viele ganz persönlich umtreibt, brisant, weil mentale Erkrankungen in Deutschland und anderen westlichen Gesellschaften zunehmen, während gleichzeitig das Credo der Selbstoptimierung weiter gepredigt wird. Achtsamkeit wird so von einer Lebenshaltung zum leistungsfördernden Tool deformiert. Leistung, na klar, soll Spaß machen, soll sich lohnen! Aber Achtsamkeit als Erfolgsstrategie ist nicht krisenfest und verkommt zur schalen Worthülse, wenn der Stress überhand nimmt oder das Schicksal es mal gar nicht gut mit einer meint.

Ich starte hier im Blog und denke laut über meine neuen Themen nach und entwickle daraus Workshops, Kurse und Seminare. Ihr könnt mir gerne dabei folgen. Aber erwartet keine fertigen Rezepte. Erfahrung ist der Feind aller Selbstgewissheit – also stelle ich Fragen und übe mich in – na? – Achtsamkeit. Der Welt und mir selbst gegenüber.

Digitale Achtsamkeit
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