OpenSource ist unabhängig, langlebig, verlässlich und demokratisch
Angesichts der Veränderungen in den USA ist es eine gute Idee über OpenSource-Alternativen zu proprietären und zu Produkten von US-Software-Unternehmen nachzudenken. Ich habe damit angefangen, meine eigenen Software-Habits angeschaut und die DSGVO nochmals verstärkt in den Mittelpunkt meiner Überlegungen gestellt. Zu alledem gibt es auch einen Workshop der webagentin.

Dein Software-Alltag
Du schaltest deinen Windows-Rechner ein und er aktualisiert erstmal ausführlich das Betriebssystem. Der Computer schnauft, der Ventilator rödelt. Du öffnest dein MSWord und du wirst gebeten neu zu starten, weil Updates installiert werden möchten. Danach springt dich plötzlich ein unverwüstlicher, nicht abschaltbarer Co-Pilot an, der dir das Leben leichter machen möchte, erstmal aber vor allem nervt.
Deine Daten liegen in der Microsoft-Cloud und du hast keine Ahnung, was eigentlich passiert und was du tun musst, wenn du dein Abo mal kündigst.
Du nutzt Zoom, weil alle es nutzen. Und womöglich bereitet es deinen Kontakten Umstände, wenn du das Tool wechselst.
Deine Internet-Suche heißt Google. Dein Browser heißt Chrome oder Edge oder Safari, wenn du auf einem Mac arbeitest. Dieser Browser darf auch deine Passwörter verwalten. Deswegen wechselst du auch den Browser nicht, zu aufwendig, na klar.
Social Media begegnest du mit Misstrauen, immer schon ! Aber LinkedIn nutzt du, weil es ja ein Profi-Netzwerk ist und nicht zum Daddeln da ist.
Gleichzeitig liest du, dass Tech-Unternehmen in den USA – Meta (WhatsApp, Facebook, Insta), Amazon ihre Abteilungen für die Umsetzung von Diversity, Equality und Integration einstampfen. US-Universitäten, die Forschungsschwerpunkte in diesen Bereichen beibehalten, werden die Mittel gekürzt. Trans-Menschen sollen in den USA jetzt per Dekret aus dem Militär geworfen werden.
Deine Pain-Points
In Sachen DSGVO hast du so ein halb schlechtes Gewissen, weil du nicht ganz sicher bist, ob es wirklich ok ist, Daten von Auftragebenden in der OneDrive Cloud zu speichern, Sitzungen mit Zoom abzuhalten, mit Google mal eben ein Dokument zu teilen oder deine Mails auf dem Smartphone mit der MailApp von Google zu lesen.
Von OpenSource hast du gehört, findest du edel und richtig. Aber du hast auch gehört oder vor vielen Jahren die Erfahrung gemacht, dass es damit nur Probleme gibt. Nicht kompatibel. Nicht mit Microsoft und nicht mit deinem Arbeitsleben.
So oder so ähnlich war auch mein Denk-Ansatz bis vor einigen Wochen. Bis Trump an die Macht kam und nun in den USA einen Kulturwandel mit unabsehbaren Folgen für die ganze Welt erzwingen möchte.
OpenSource und Europe first
Make America great again – MAGA, Feldzug gegen Diversity in jeder Hinsicht, Annexionspläne Grönland, Kanada und den Panama-Kanal betreffend. Erpressung als wichtigstes politisches Tool in Innen- und Außenpolitik, Unterstützung von Diktatoren und Autokraten, Unberechenbarkeit auf allen Ebenen – für mich ist das alles Grund genug meinen Computer und mein digitales Leben gründlich zu überdenken und aufzuräumen.
Im Mittelpunkt dabei zwei Ansätze:
- Wo kann ich mit OpenSource-Alternativen arbeiten?
- Wo gibt es DSGVO-konforme europäische Software-Lösungen?
Schritt für Schritt schaue ich mir nun meine Arbeitsroutinen und Software-Gewohnheiten an:
- Zuerst nehme ich mir meine Office-Programme vor
- Es folgen mein Mail-Programm, insbesondere Webmailer und die von mir genutzten Cloud-Anbieter. Inklusive Kalender und Kontaktverwaltung.
- In einem zweiten Schritt nehme ich Videokonferenz-Tools, Bildbearbeitung ins Visier
- Nebenbei und übergreifend beschäftige ich mich mit meinem Betriebssystem (beim mir MacOS)
- In einem weiteren großen Schritt nehme ich mein Handy unter die Lupe
- Im Hinterkopf behalte Tools, die ich auf meinen Websites und Websites von Auftraggebenden verwende. Klar, WordPress ist OpenSource – aber einige Plugins schaue ich mir in Sachen DSGVO nochmals genauer an
Digitale Souveränität und Mitbestimmung durch OpenSource-Software
Die Entscheidung für Datenschutz und für quelloffene Software bedeutet auch mehr Souveränität und Selbstbestimmung am eigenen Arbeitsplatz. Hinter OpenSource steht eine große Community, die mitbestimmt, wie die Programme weiterentwickelt werden sollen. Das ist, neben weiteren Vorteilen, sehr demokratisch. „Mehr OpenSource und mehr Datenschutz am eigenen Rechner“ kann auch ein Machen-Statt-Meckern-Projekt werden. Machen-statt-Meckern ist eine wirksame Strategie gegen den Eindruck von Ohnmacht durch permanentes Doomscrolling samt angsterstarrtem Blick über den Atlantik.
Meine Erfahrungen und Learnings werde ich weitergeben in einem Workshop „Digitale Souveränität mit OpenSource Software“. Der Workshop startet im Juni, ist ein Online-Angebot (ohne Zoom!) und arbeitet zumindest die ersten drei Schritte der Liste oben.
Hast du Interesse? Schreib mir, buttgereit@diewebagentin.de oder schreib unten einen Kommentar.
P. S. Historisches Fundstück Apple und die Wischmopp-Millionäre – OpenSource am Besenstiel