Vorgestern – und fürchte, vorgestern ist ein NoGo-Wort in Blogs, weil vorgestern, das heißt, uralt, das ist jenseits dessen, was man in den Social Media noch im Auge behalten kann. Heute, gerade eben und vor allem jetzt und in diesem Augenblick sind wesentlich kompatibler. Vorgestern, das heißt, ich erinnere mich zwei Tage zurück, ich weiß noch – ohne es zu googlen -, was ich vorgestern getan habe. Oder, schlimmer noch, ich habe zwei Tage lang über etwas nachgedacht.

Vorgestern also, las ich die Meldung über die Suchworte des Jahres 2009. Mich überraschte daran vor allem, dass der Begriff Eurovision 2009 in der Rubrik News tatsächlich den Rang 9 erreichte. Wurde da tatsächlich nach diesem Wettsingen gesucht, das jedes Jahr in Europa und im Mai stattfindet und das nicht mehr mal echte Schlager, sondern nur schlechten Pop liefert? Dagegen hebt sich Michael Jackson (Platz 2 bei News) in jeder Hinsicht positiv ab. Aber darum sollte es hier gar nicht gehen, sondern um das wunderbare Streiflicht am heutigen Tag in der Süddeutschen Zeitung. Das ist nicht die Zeitung, für die momentan mit Werbeplakaten geworben wird, auf denen eine überdimensionierte Computermaus mit einer ebensolchen Männerhand darauf zu sehen ist, von der vor allem die schwarzen Ränder unter den Fingernägeln in Erinnerung bleiben. Darunter steht die Feststellung, dass wir unsere Mails checken, während wir mit Oma telefonieren. Abgesehen davon, dass es doch nett ist von dem jungen Mann, mit der Oma zu telefonieren, sollen wir bei Ansicht des Plakats wohl erschrecken darüber, wie weit es mit uns gekommen ist. Und der Schreck darüber macht uns reif für eine neue Zeitung, die kurz. anders. gedruckt ist und Welt kompakt heißt. Konservatismus goes Web2.0 (klar gibt es eine Facebook-Seite unter www.sind-wir-reif.de …).

Doch diese besagte Zeitung gehört nicht zur Lektüre der webagentin. Wir lesen SZ und lasen heute im Streiflicht einen herrlichen Kommentar zu den Google-Suchbegriffen des Jahres 2009. Diese alte Zeitung denkt also auch manchmal 2 Tage lang über Dinge nach, bevor sie spricht.

Im letzten Satz war da in einer glasklarklugen Ableitung aus den meistgesuchten Begriffen bei Google das Fazit zu lesen:

Der durchschnittliche Google-Nutzer ist ein eher jüngerer Spanner, der sich nicht so richtig gesund fühlt, aber im Lotto gerne so viel Geld gewinnen würde, wie es Michael Jackson am Schluss nicht mehr hatte.

Und ja, das musste ich jetzt in aller Länge zitieren und konnte es nicht verlinken, weil das Streiflicht online nämlich nicht zu lesen, sondern nur gedruckt zu haben ist. die webagentin ist reif für eine solche alte Zeitung.

Reif für eine alte Zeitung – Google Suchbegriffe 2009
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2 thoughts on “Reif für eine alte Zeitung – Google Suchbegriffe 2009

  • 28. Dezember 2009 um 8:49
    Permalink

    Habe mich beim Lesen gefragt, was heutzutage umweltschädlicher ist: jeden Tag eine auf Papier gedruckte Zeitung zu kaufen (wegen Abholzung), um sie auf die Schnelle zu überfliegen, weil ich sowieso keine Zeit zum Lesen habe, oder die CO2-Spur, die ich bei jedem Klick auf der Webseite derselben Zeitung hinterlasse (die Server-Farm frisst halt Strom)…

    Das Problem ist ja die Ursache beider Aktivitäten: das Lesen. Habe als Kind bereits gewusst, dass es schädlich ist! (Scherz)

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