Älter werden ist seltsam. Älter werden manifestiert sich vor allem auch als Wahrnehmungsveränderung. Früher hatte man kein Alter, statt dessen war man ewig und darüber hinaus überzeugt, man würde ewig ewig bleiben. Schon immer gab es ältere und jüngere Menschen als einen selbst, aber bis zu einem gewissen Alter, das wahrscheinlich individuell unterschiedlich ist, bei mir aber ungefähr bei 40 lag, war ich selbst immer genau richtig alt. So richtig, dass es eben schon wieder alterslos war. Und dann, plötzlich, hatte ich ein Alter und dazuhin noch eines, dass wuchs, geradezu beunruhigend wuchs. Das tut es heute immer noch, aber eine der angenehmeren Begleiterscheinungen des Älter werdens ist ja, dass mit dem Alter auch die Gelassenheit wächst.
Älter werden ist also die Erkenntnis, einer Generation anzugehören und kollektive Erfahrungen zunehmend nur mit dieser teilen zu können. Und kaum hast du die Erkenntnis gewonnen, grüßt sie dich an jeder Ecke.
Da saß ich am Wochenende mit Freunden meiner Generation, Bruder und Schwester, und wir sprachen über die Großmutter der beiden. Die hatte erstens zur Hypochondrie von Anämie bis Zeckenbissfieber über Magengeschwür und Tinnitus geneigt und konsumierte zweitens Schlaftabletten wie andere Menschen Lutschbonbons.
– Klar konnte sie nicht schlafen, wenn sie ins Bett ging, da hatte sie ja immer schon vier Stunden vorm Fernseher gepennt.
– Da hätte sie es heute leichter, damals gab es ja noch den Sendeschluss.
– Du meinst, sie könnte heute einfach weiter schlafen? Schuld war einfach nur das Testbild?
– Ja klar, und dann, stell dir die Katastrophe vor, du wachst beim Testbild wieder auf, da denkst du doch gleich: Oh Gott, Tinnitus!
Gelächter, klar.
Und ab welchem Alter kann man, nach unten gerechnet, darüber nicht mehr lachen? 30, 25, 20? Gut, geschenkt, dass Witze altern ist ja kein Geheimnis. Doch ich hatte immer gedacht, ich gehöre der Generation X an, nix da: Generation Testbild.