Vor einem halben Jahr habe ich den WWF wegen seiner sehr guten Social Media PR und dem gelungenen Newsroom seiner Website ausdrücklich gelobt. Nun wurde gestern auf WDR und ARD die Dokumentation Der Pakt mit dem Panda – Was uns der WWF verschweigt von Wilfried Huismann, einem der renommiertesten Dokumentarfilmer Deutschlands gezeigt. Sie zeigt die engen Verflechtungen zwischen WWF und Agrarindustrie, insbesondere dem Konzern Monsanto auf. Monsanto ist auf die Erzeugung genveränderter Pflanzen spezialisiert und für die Rodung riesiger Regenwaldflächen bekannt – der Lebensgrundlage für die Tiger und Orang Utans, die der WWF so gerne schützt. Sie erinnern sich, trinken Sie Krombacher und retten mit jedem Kasten einen Quadratmeter Regenwald, 3 Cent pro Flasche für den Naturschutz in Kooperation mit dem WWF.

Seit der Ausstrahlung des Films ist bei Facebook und Twitter ein beeindruckender Shitstorm ausgebrochen. Heute Nacht ließ sich der WWF auf Facebook noch zu dem einen oder anderen Kommentar hinreißen – die Vorwürfe seien unhaltbar und man arbeite an einem Faktencheck – aha, weiß die Organisation nicht, was sie tut? Dann herrschte Schweigen. Vor 6 Minuten erschienen nun bei Facebook und Twitter die Ergebnisse des Faktenchecks und die Aufforderung zu diskutieren. Schön und gut.

Das Manuskript der Sendung war dem WWF bekannt und er hatte erreicht, dass einige Passagen zensiert wurden, Formulierungen im Ankündigungstext geändert werden mussten. Warum der WWF den Faktencheck dann nicht vor der Sendung durchgeführt hat, bleibt ein ungelöstes PR-Rätsel. Hat ausgerechnet der WWF, der die Social Media sonst sehr effektiv für seine Zwecke einsetzt, deren virale Wirkung unterschätzt?

Man staunt – über die gentechnischen WWF-Verflechtungen und andere WWF-Aktivitäten ebenso wie über die katastrophale Krisen-PR.

WWF mit katastrophaler Krisen-PR
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10 thoughts on “WWF mit katastrophaler Krisen-PR

  • 23. Juni 2011 um 12:12
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    Einerseits muss WWF noch seine Hausaufgaben machen.

    Anderseits ist es auch unser Lebenstil, den wir mal überdenken sollten.

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  • 23. Juni 2011 um 13:25
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    Hausaufgaben finde ich stark untertrieben. Aber du hast natürlich Recht, Gensoja, Palmölplantagen und Biokraftstoffe sind Folge unseres Lebensstils. Wer Auto fährt, verbraucht Sprit, wer ein großes Auto fährt verbraucht mehr Sprit und wer Sprit verbraucht, schafft den Markt für Biokraftstoffe etc.

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  • 23. Juni 2011 um 19:12
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    Zunächst einmal war uns das Manuskript der Sendung nicht vorher bekannt. Wir hatten nur eine Pressemitteilung und eine Vorankündigung. Diese beiden Texte enthielten Passagen die schlichtweg falsch waren. Die ARD musste die in der ursprünglichen Pressemeldung vom 11. Mai 2011 enthaltene Aussage, wonach das ARD-Team auf Borneo (Indonesien) „kein einziges Organ-Utan Schutzprojekt des WWF“ gefunden hat, zurückziehen. Gleiches galt für die Formulierung: „Der WWF nimmt Geld von den Unternehmen und verschafft ihm das Gütesiegel für nachhaltige Produktionen“. Das war keine Zensur, da wir nachweilich Orang-Utan-Schutzprojekte haben und der WWF als Organisation keine Gütesiegel vergibt. Ob in Folge dessen der Film abgeändert wurde, können wir nicht sagen.

    Den Film haben wir erst in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag gesehen. Zum Zeitpunkt der Ausstrahlung. Wir haben in einer Nachtschicht sofort angefangen alle Vorwürfe zu prüfen und uns auch mit den Mitarbeitern vor Ort in Verbindung gesetzt. Bis man dann aber einen finalen Faktencheck zusammengestellt hat, alle Antworten erhalten hat, kann es eben auch mal ein paar Stnden dauern. Auf Twitter haben wir im Laufe des Tages auf soviele Nachrichten wie möglich reagiert. Ebenso in der Jugend-Community und auf Facebook. Außerdem gab es einen Livestream mit anschließender Diskussion mit unserem Leiter der Naturschutzabteilung auf http://www.wwf.de/faktencheck noch am Nachmittag des 23. Juni.

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    • 24. Juni 2011 um 7:49
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      Einer lügt demnach.
      In einem Interview mit RadioBremen http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=7396476 sagt Huismann „… die (der WWF) haben sich natürlich das Manuskript genau angesehen…“.
      Gleiches gilt für die Frage, ob der WWF Deutschland zum Interview bereit war oder nicht. Huismann sagt im Film, nein, eine erste Zusage wurde zurückgezogen, der WWF sagt (siehe z.B. Faktencheck), nein, es gab keine Interviewanfrage.
      Weshalb Huismann diese Behauptung einfach nur erfunden haben sollte, leuchtet mir nicht ein.

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  • 24. Juni 2011 um 8:59
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    Wir haben den Film nicht gesehen und auch das Manuskript des Films nicht gelesen. Wir hatten – wie übrigens auch die Journalisten der Print-Medien – keine Vorab-Version des Films erhalten.

    Auch haben wir mehrmals Interviews mit dem Leiter der WWF-Pressestelle und der Leiterin des Bereichs Landwirtschaft (beide WF Deutschland) angeboten – auch schriftlich per Mail. Das können wir natürlich beweisen.

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    • 24. Juni 2011 um 9:15
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      Ist es in diesem Fall nicht üblich, recht und billig, eine Stellungnahme von der Geschäftsleitung zu bekommen? Schließlich handelte es sich nicht um das Buxtehuder Tageblatt.

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    • 27. Juni 2011 um 11:52
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      Klar. Interessanter als ein Interview mit der Bundekanzlerin ist auch eines mit dem Staatssekretär, der die Arbeit tatsächlich macht.

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  • 3. Juli 2011 um 10:09
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    Zum Thema Monsanto kann ich den Dokumentarfilm von Marie-Monique Robin „Monsanto, mit Gift und Genen“ empfehlen, den ARTE mehrfach ausgestrahlt hat, oder das Buch, das sie über den Konzern geschrieben hat.

    Ernüchternd und erschreckend zugleich…

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    • 4. Juli 2011 um 10:43
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      Und danach noch „Anständig Essen“ von Karen Duve lesen, dann kauft man am liebsten nur noch vom Demeter-Hof, den man persönlich kennt.

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