Personal Branding und Karrieremanagement mit Facebook

Da Facebook längst nicht mehr nur ein Netzwerk für die Pflege privater Kontakte ist, sondern auch für die berufliche Online-Reputation an Bedeutung gewinnt, habe ich die letzten Tage die Social Media Unterrichtsunterlagen für meine Online Seminare grundlegend überarbeitet. Neu ist ein Kapitel darüber, wie Facebook für die Online-Reputation genutzt werden kann. Her ein Ausschnitt daraus:

Wenn Sie ein Facebook-Profil haben, hat dieses Auswirkungen auf Ihre Online-Reputation, d.h. Sie können sich dem gar nicht entziehen. Entscheiden Sie sich für eine Minimalnutzung, die über die rein private Nutzung nicht hinausgeht oder für eine zur professionelle Nutzung Ihres Profils, um Ihre Kompetenzen zu kommunizieren, sich zu vernetzen und potentielle Kundinnen oder Multiplikatorinnen auf Sie aufmerksam zu machen? Wie auch immer Sie Ihr Facebook-Profil einsetzen: Sie sollten sich immer im Klaren darüber sein, was Sie tun, auch wenn Sie gänzlich auf Facebook verzichten. Hier nun einige Varianten der Facebook-Nutzung sowie deren Vor- und Nachteile bzw. Fallstricke für Ihr Personal Branding:

  1. Sie verzichten ganz auf ein Facebook-Profil

Bei über 25% aller Deutschen, die ein FB-Profil haben, vertreten Sie damit offensiv eine Haltung: Ohne mich. Bestenfalls wird Ihnen das als wohlüberlegte und mutige Verweigerung ausgelegt, schlimmstenfalls gelten Sie als ewig-gestrig und technisch inkompetent.

  1. Rein private Faceook-Nutzung

Sie haben ein Profil angelegt, nutzen dies aber tatsächlich nur, um mit Ihrer Familie und/oder Ihren engsten Freunden zu kommunizieren. Dagegen spricht nichts, Sie müssen dies nur klar kommunizieren. D.h. Sie veröffentlichen ihr Profil nirgends und verzichten völlig auf berufliche Nutzung. Ihre Privacy-Einstellungen müssen Sie dann sehr genau checken, sehr geizig mit Daten sein. Sie können allerdings nicht verhindern, dass Ihre Freundinnen einen lockereren Umgang mit FB haben und Beiträge von Ihnen kommentieren und teilen. Achten Sie darauf, dass Sie nie den Gefällt mir-Button klicken. Überlegen Sie sich eine Strategie für Freundschaftsanfragen, die sie nicht annehmen möchten. Ignorieren? Freundlich absagen? Checken Sie regelmäßig Ihre Privacy-Einstellungen.
Bestenfalls wird man Sie so einfach ignorieren, schlimmstenfalls hält man Sie für datenschutzfixiert und unlocker.

  1. Branchen-Monitoring und private Nutzung mit Facebook

Wenn Sie über die rein private Nutzung hinaus auch deswegen bei Facebook sind, weil Sie wissen möchten, was Ihre Konkurrenz, Personen oder Unternehmen Ihrer Branche dort kommunizieren, können Sie, um die echten Freundinnen von den beruflichen Interessen zu unterscheiden, Listen für Ihre Freunde anlegen und so die privaten von den beruflichen trennen. Stellen Sie dann in den Privacy-Einstellungen ein, dass Ihre Beiträge standardmäßig nur den besten Freunden angezeigt werden sollen. Setzen Sie den Like-Button bei Unternehmen, die für Sie interessant sind und stellen Sie Freundschaftsanfragen an beruflich relevante Personen. Halten Sie sich mit Kommentaren diesen beiden Gruppen gegenüber extrem zurück, posten Sie keine Fotos außer Ihrem Profilfoto. So bleiben Sie relativ geschützte passive Beobachterin. Allerdings bleiben Sie auch niemandem positiv in Erinnerung und setzen keine Akzente. Bestenfalls wird man Sie so relativ schnell wieder vergessen, schlimmstenfalls für wahnsinnig langweilig und aussagelos halten.

  1.  Nutzung von Facebook zur privaten und beruflichen Vernetzung

Neben Ihren privaten Freundinnen suchen Sie aktiv nach Personen, die Ihnen in beruflichem Kontext begegnet sind – insofern Ihnen dies angemessen erscheint. Sie beteiligen sich auch an Gruppen, die für Ihre Branche relevant erscheinen, posten Links zu Artikeln, Websites, Videos, die Ihnen beruflich interessant erscheinen. Sie setzen den Gefällt-Mir-Button häufig ein, auch um Beiträge Ihrer Freundinnen (auch der vornehmlich professionellen) positiv zu kennzeichnen. Spätestens bei dieser Nutzungsvariante sollten Sie sich sehr genau überlegen, welches Bild Sie von sich entstehen lassen wollen. Ihre Privatheit ist nun keine Privatsache mehr, sondern steht in beruflichem Kontext. Stellen Sie sich ggf. einen pseudo-lockeren beruflichen Termin wie eine Einweihung oder einen Sektempfang vor und überlegen Sie, was Sie in diesem Kontext privat von sich zeigen würden. Mehr und anderes offenbaren Sie auf Facebook auch nicht und daran halten Sie sich streng (es sei denn, Sie haben klar getrennte Listen). Sie können erzählen, dass Sie einen Reiturlaub machen und wie sehr Sie die Natur lieben, aber Sie werden nicht über Ihre Mitreisenden lästern. Sie können auch Fotos von Ihrem Urlaub posten, aber am besten solche, auf denen nur Landschaft und Pferde zu sehen sind. Bestenfalls wird man Sie für sympathisch und interessant halten, schlimmstenfalls wird man sie nett und oberflächlich finden.

  1. Facebook Fulltime-Nutzung auf allen Kanälen

Sie sind Vollblutnutzerin und nutzen Facebook privat sehr intensiv und streben auch eine intensive berufliche Vernetzung an. Facebook ist keine professionelle Plattform, daher geht es bei dieser sehr intensiven Nutzungsform immer auch darum, gegenüber den beruflichen Kontakten, mit denen Sie befreundet sind, eine auch private Person entstehen zu lassen, die sympathisch, zuverlässig, einfallsreich, kreativ, seriös, humorvoll usw. usw. wirkt. Formulieren Sie zunächst Ihre Webbotschaft (wie vor drei Wochen beschrieben), sammeln Sie die für Sie wichtigsten Eigenschaften und versuchen Sie, diese durch Ihre Facebook-Beiträge, Ihre Gruppen, Ihre Likes und Ihre Kommentare zu stärken. Wenn Sie politisch oder sozial engagiert sind, machen Sie auch hier keinen Hehl daraus und stellen Sie z.B. durch wohl ausgewählte und aktuelle Links unter Beweis, dass Sie sich immer auf Höhe der Zeit bewegen. Sie kokettieren ein wenig mit Ihrer Privatheit, z.B. mit Ihren Musikvorlieben (hin und wieder ein YouTube-Link zu einem geliebten Song verhilft zu erstaunlichen Kommentaren), erzählen doch auch mal, dass der Tag heute so grau ist, dass er nur mit viel Kaffee zu bewältigen ist, um kurz darauf aber einen beruflich höchst interessanten Link zu posten. Das alles ist aber eine professionelle Privatheit, die Sie für Facebook geschaffen haben. Auch hier halten Sie sich mit wirklich privaten Fotos zurück, reden nie über Abende, an denen Sie zu viel getrunken haben, sondern nur über das tolle Gespräch, das Sie mit XY über die Branche geführt haben. Bestenfalls wird man Sie für top-informiert und bestens vernetzt halten, für eine engagierte und zupackende Person. Schlimmstenfalls hält man Sie für eine Nervensäge, die zu wenig Aufträge und zu viel Zeit für Facebook hat.

Screenshot Facebook-Profil
Facebook-Profil einer webagentin

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12wöchige E-Learning-Fortbildung
Start: 3. März bis 1. Juni, keine Präsenztermine
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Facebook für die persönliche Online-Reputation nutzen
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6 thoughts on “Facebook für die persönliche Online-Reputation nutzen

  • Pingback:Facebook-Tipps (auch für AutorInnen) | Crimelady's Notes

  • 23. November 2011 um 13:07
    Permalink

    Es wäre toll, wenn ich hier noch einen Tipp bekäme, wie der gefällt-mir-Button eingesetzt werden kann und darf und wie nicht. Was bedeutet die Kritik und Initiative des Unabhängigen Landesdatenschutzes (ULD) Schleswig-Holstein für facebook-PR? Kann es wirklich demnächst teuer werden, den Button auf eigenen Seiten einzusetzen? Und: wie halte ich es mit dem Datenschutz für meine Nutzer/innen?
    Abgesehen davon habe ich kein Business und auch keine facebook-Seite (mehr!) – das ist der Weg, den ich empfehlen würde, aber die meisten können wohl nicht mehr ohne facebook leben.
    Nett war das:
    http://i.imgur.com/WiOMq.jpg
    Ich bevorzuge jetzt google+, das „erwachsene“ Facebeook. g+ geht einfach anders mit Datenschutz um.
    Daneben gilt das mit dem Schweinestall und wer da verkauft wird, natürlich genauso für g+.

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  • 23. November 2011 um 14:44
    Permalink

    Hier geht es ja erst einmal nur um die Nutzung des privaten Accounts für die persönliche Online-Reputation und da ist der Like-Button für externe Seiten nicht relevant – dafür braucht es eine Facebook-Seite. Und da gelten andere Regeln.

    Dass der Like-Button auch datenschutzfreundlich bei abgeschalteter Facebook-Überwachungskamera in Websites eingebaut werden kann, lässt sich z.B. hier nachlesen und nachbasteln: http://netzpolitik.org/2011/facebook-like-button-datenschutzfreundlich-lokal-einbauen/

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  • 12. Januar 2012 um 17:15
    Permalink

    Vielen Dank für den Beitrag und die verschiedenen Möglichkeiten, wie man Facebook für die persönliche Online Reputation nutzen kann.

    Ich glaube jedoch, dass es sich nicht positiv auf die Reputation auswirkt, wenn man Facebook intensiv privat und gleichzeitig auch beruflich nutzt. Privates und geschäftliches muss streng getrennt werden nicht nur im Büro, sondern auch im Netz (Facebook). Um berufliche Kontakte zu pflegen kann man dies meineserachtens gut mit Xing machen, so wird auf jeden Fall eher eine gute Reputation bewahrt.

    LG

    Antworten
    • 12. Januar 2012 um 17:47
      Permalink

      Ich glaube nicht, dass das noch zutrifft. Inzwischen sind viele Branchen auf Facebook abgewandert – alle schimpfen darüber, aber alle sind da. Im Gegensatz zu Google+, das alle mehr schätzen als Facebook, aber es ist eben niemand da. Zähneknirschend wird Facebook so zur Plattform auch für die berufliche Reputation, zumindest für Menschen aus dem PR/Marketing- und Agentursbereich.
      LG

      Antworten

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